Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC) sind die beiden bekanntesten Cannabinoide, die in Cannabis-Pflanze vorkommen. Während bisher mehr als 100 verschiedene Cannabinoide von Wissenschaftlern in Cannabis selbst identifiziert werden konnten, sind CBD und THC bei weitem am besten untersucht und am besten verstanden. Außerdem kommen sie auch in den höchsten Konzentrationen vor, was die Erforschung einfacher macht. Beide interagieren mit dem Endocannabinoidsystem, rufen jedoch unterschiedliche natürliche Wirkungen hervor. Nicht zuletzt deswegen sollte man beide Stoffe nicht verwechseln und schon gar nicht über einen Kamm scheren. Sie sind sehr unterschiedlich und lösen darüber auch sehr unterschiedliche Effekte im menschlichen Organismus aus.
Cannabis-Pflanze, CBD und THC
Cannabis bezeichnet eine Pflanzengattung aus der Familie der Cannabaceae. Die Anzahl der Arten innerhalb der Gattung ist umstritten. Drei verschiedene Unterarten konnten jedoch klar erkannt und beschrieben werden werden:
- Cannabis sativa
- Cannabis indica
- Cannabis ruderalis
Wobei die botanische Forschung Cannabis sativa als Hauptgattung ansieht und die beiden anderen Arten der Pflanze dieser Gattung unterordnet. Die Gattung selbst war zunächst und ursprünglich in Zentralasien und auf dem indischen Subkontinent heimisch. Heutzutage jedoch findet man sie überall. In einigen Teilen der Welt wächst sie sogar wild. Allerdings ist dies eher die Ausnahme. Die Pflanze wird auch als Hanf bezeichnet, obwohl dieser Begriff oft nur für Cannabis-Sorten verwendet wird, die für Nicht-Drogenkonsum angebaut werden.
Cannabis wird seit langem für die Hanffasern, für Hanföle, für medizinische Zwecke im Allgemeinen und als Freizeitdroge verwendet. Industrielle Hanfprodukte werden aus Cannabispflanzen hergestellt, die speziell gezüchtet wurden, um besonders viele Ballaststoffe zu enthalten. Um internationale Bestimmungen einzuhalten, wurden einige Cannabis-Sorten extra so umgezüchtet, dass sie nur noch ein Mindestmaß an Tetrahydrocannabinol (THC) produzieren. Da es sich hierbei um einen psychoaktiven Stoff handelt, der in den meisten Ländern verboten ist, ist diese Entwicklung besonders für die Industrie, die auf die Weiterverarbeitung von Hanfprodukten angewiesen ist, besonders begrüßenswert.
Einige Pflanzen jedoch wurden selektiv so gezüchtet, dass sie ein Maximum an THC (Cannabinoide) produzieren. Verschiedene Verbindungen, einschließlich Haschisch und Haschöl, werden dann aus der Pflanze extrahiert und oftmals auf dem Schwarzmarkt als Drogen verkauft. Weltweit wurden im Jahr 2013 etwas über 60.000 kg Cannabis legal produziert. Davon das meiste im asiatischen Raum. Aber auch in den USA gibt es in einigen Bundesstaaten, seit aufweichen der Verbote, mehr und mehr Produzenten. In Holland werden nur vergleichsweise geringe Mengen Cannabis angebaut.
CBD und THC: Vergleich der bekanntesten Cannabinoide
CBD und THC interagieren beide mit dem Körper durch das sogenannte „Endocannabinoid-System“, ein lebenswichtiges Signalsystem, das für die Regulierung einer Vielzahl von körperlichen Funktionen verantwortlich ist, darunter die Steuerung von: Schmerz, Hunger, der Laune, dem Erinnerungsvermögen, der Immunabwehr, des Schlafzyklus sowie dem Leben und Sterben der Körperzellen. Ihre chemischen Zusammensetzungen ähneln den körpereigenen Endocannabinoiden, die es ihnen ermöglichen, mit den Cannabinoidrezeptoren des Endocannabinoidsystems in Wechselwirkung zu treten, um die Freisetzung von Neurotransmittern im Gehirn zu verändern. Trotz ihrer Ähnlichkeiten weisen CBD und THC deutliche Unterschiede zueinander auf, die wiederum beeinflussen, wie sie mit dem Endocannabinoid-System interagieren. Darum hier ein direkter Vergleich der beiden Cannabinoide – THC vs. CBD.
- Psychoaktiv und Nicht-psychoaktiv
Einer der Hauptunterschiede zwischen CBD und THC ist, dass das letztere beim Verzehr einen euphorischen Effekt oder ein sogenanntes „high“ verursacht. CBD tut dies nicht. THC ist das Cannabinoid, an das Menschen oftmals zuerst denken, wenn von Marihuana die Rede ist. Es wirkt als ein direkter Agonist des Cannabinoid-1-Rezeptors des bereits schon erwähnten Endocannabinoid-Systems, der hauptsächlich im Gehirn und im zentralen Nervensystem zu verorten ist. Die psychoaktive Wirkung, die wohl am häufigsten mit der Verwendung von Marihuana assoziiert wird, wird ausschließlich durch die Aktivierung von CB1-Rezeptoren bewirkt. CBD dagegen bindet nicht an CB1-Rezeptoren und wird tatsächlich als Antagonist von CB1 Agonisten angesehen. Dies bedeutet nicht nur, dass CBD niemals ein „High“ verursachen kann, egal wie viel davon konsumiert wird, sondern dass es auch die CB1-aktivierenden Eigenschaften von Verbindungen wie THC unterdrückt. Das heißt, kurzum, dass man CBD als „Gegenmittel“ für THC ansehen könnte.
- Verschieden starken Konzentrationen
CBD und THC sind jeweils in den Samen, Stängeln und Blüten von Hanf zu finden. Sie kommen in den meisten Cannabis-Pflanzen in verschieden starken Konzentrationen vor. Die Stärke ist von der Züchtung abhängig. Das bedeutet, dass sowohl THC als auch CBD in ein und derselben Pflanze zu finden sind. Die Verarbeitung des Materials bewirkt nun, welchen Stoff man isoliert. Darüber hinaus ist noch anzumerken, dass nur die weiblichen Pflanzen THC in größeren Mengen produzieren. Diese werden im Allgemeinen speziell angebaut, um den THC-Gehalt zu maximieren. Über viele Jahrzehnte hinweg wurde Marihuana so manipuliert, dass es zu einer Erhöhung der THC-Konzentration und der Erzeugung einer stärkeren berauschenden Wirkungen kommt. Während der THC-Gehalt in unverzüchteten Marihuana-Sorten oftmals nur um die 3% beträgt, enthalten speziell dafür gezogene Marihuana-Sorten heute im Durchschnitt etwa 12 Prozent THC.
Die chemische Zusammensetzung von „Hanf“ als Nutzpflanze wird dagegen von CBD dominiert. Hierbei handelt es nicht nicht um eine komplett andere Pflanze, sondern lediglich um eine spezielle Züchtung, die oftmals nur sehr wenig oder kein THC produziert. Beispielsweise die männlichen Hanfpflanzen. Per Definition darf der THC-Gehalt von industriell genutztem Hanf nicht höher als 0,3 Prozent sein. Das ist fast 10 Mal weniger als der geringste potente Stamm von Marihuana, das für den Drogenkonsum bestimmt ist, aufweist. Alles in allem also handelt es sich bei Marihuana, Hanf und Cannabis um dieselbe Pflanze oder vielmehr um dieselbe Pflanzengattung.
- Legale Situation
Die Legalität von Cannabinoidprodukten in der EU hängt von der Konzentration der Inhaltsstoffe und Quelle der Erzeugnisse ab. Marihuana und THC sind beide ausdrücklich im übergreifenden EU-Gesetz als Suchtmittel erwähnt und somit verboten. Jedoch können die Länder hier Ausnahmen schaffen, siehe beispielsweise in den Niederlanden. CBD ist in der EU sowie in den USA zumeist legal erhältlich. Dennoch gestaltet es sich bisweilen schwierig, CBD zu erwerben, da nur wenige Händler es anbieten, um nicht fälschlicherweise dem gewerblichen Drogenhandel beschuldigt zu werden. Um dies zu vermeiden, ist es eher selten. Dennoch geht die Tendenz seit einigen Jarhen zu einer Aufweichung hin, sodass man CBD immer häufiger findet, zumeist jedoch immer noch im Online-Handel.
- Nebenwirkungen von THC und CBD
Es besteht zwar das Risiko einiger negativer Nebenwirkungen von THC, laut der WHO ist jedoch keine tödliche Überdosierung möglich. Einige Studien haben Hinweise darauf erbracht, dass einige Cannabis-Züchtungen, die besonders reich an THC sind, langfristig negative psychiatrische Effekte verursachen können, wenn sie bereits von Jugendlichen konsumiert werden. Insbesondere Schizophrenie trete bei regelmäßigen Konsumenten ungleich häufiger auf als bei Nicht-Konsumenten.
Dagegen konnte die Forschung zeigen, dass selbst große Dosen von CBD gut verträglich und sicher sind. Es gab zwar einige Berichte über Mundtrockenheit, Benommenheit und Schläfrigkeit, aber ob daran tatsächlich das CBD schuld war, ist eher fragwürdig. Ein kürzlich veröffentlichter Forschungsbericht über die Sicherheit und die Nebenwirkungen von CBD kam zu dem Schluss, dass CBD bei Menschen und Tieren sicher zu sein scheint. Selbst die dauerhafte Anwendung von CBD zeigte keine nachteiligen neurologischen, psychiatrischen oder klinischen Auswirkungen.
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